Welchen Haushalten die Inflation besonders zusetzt

(verpd) Die Inflation stieg im März im Schnitt auf 7,3 Prozent. Diese Entwicklung trifft einkommensschwache Familien besonders stark. Das geht aus einer Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Ein anderes Institut der Stiftung zeigt in einer weiteren Studie die großen regionalen Einkommensunterschiede in den 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten auf.

Der Ukraine-Krieg hat die Energiepreise im März 2022 auf Rekordniveau ansteigen lassen. Zudem sind die durch die Coronakrise stark gestiegenen Nahrungsmittelpreise aufgrund der unterbrochenen Lieferketten noch höher geworden. Von den Preisentwicklungen sind insbesondere einkommensschwache Familien betroffen.

Im Schnitt stieg die Inflation für alle Bevölkerungsgruppen um 7,3 Prozent. Im März legte die Quote so stark wie seit 40 Jahren nicht mehr zu, rechnet das zur Hans-Böckler-Stiftung gehörende Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in seinem „IMK Inflationsmonitor“ vor.

Preistreiber: Energie für Haushalt und Auto sowie Lebensmittel

Am stärksten sind die Preise im März im Vergleich zum Vorjahresmonat für Familien mit zwei Kindern und niedrigem Einkommen gestiegen, nämlich um 7,9 Prozent. Die niedrigste Preissteigerung mit sechs Prozent müssen dagegen Singles verkraften, die im Monat mehr als 5.000 Euro Nettoeinkommen zur Verfügung haben.

Der IMK Inflationsmonitor liefert monatlich die spezifischen Teuerungsraten für neun repräsentative Haushaltstypen, die sich nach Personenzahl und Einkommen unterscheiden. Das IMK stützt sich dabei auf die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamtes.

Als die stärksten Preistreiber sieht der Inflationsmonitor Haushaltsenergie, Kraftstoffe und Lebensmittel, die sich aber unterschiedlich stark bemerkbar machen: Bei Familien mit zwei Kindern und niedrigem Einkommen tragen diese drei Faktoren 5,9 Prozentpunkte der haushaltsspezifischen Inflationsrate von 7,9 Prozent bei.

Die verschiedenen Haushaltstypen sind unterschiedlich betroffen

Bei Alleinstehenden mit hohem Einkommen entfallen darauf hingegen nur 3,3 Prozentpunkte von insgesamt sechs Prozent haushaltsspezifischer Teuerung. Wie aus dem Inflationsmonitor für März hervorgeht, „steht der Großteil der Belastungen in diesem Jahr den Haushalten noch bevor“, prognostizieren die Autoren. Im Januar und Februar, vor Kriegsbeginn in der Ukraine, seien die zusätzlichen Kosten aus gestiegenen Energie- und Nahrungsmittelpreisen „noch vergleichsweise gering“ gewesen. Im März seien sie aber deutlich gestiegen.

„Für die kommenden Monate werden, […] trotz einer prognostizierten leichten Entspannung bei den Inflationsraten, weiter hohe Zusatzbelastungen erwartet“, heißt es in einer Mitteilung der Hans-Böckler-Stiftung.

Das liege daran, dass bisher noch nicht alle Teuerungen der Energiepreise an die Privathaushalte weitergereicht wurden. So werden voraussichtlich die Preise für Nahrungsmittel noch weiter anziehen. Doch gerade die Kosten für Energie wie auch für Grundnahrungsmittel fallen bei einkommensschwächeren Haushalten stärker ins Gewicht.

Große regionale Einkommensunterschiede

Die finanziellen Unterschiede in der Kasse richten sich aber nicht nur nach Familienstand, Einkommen und Kosten für Lebenshaltung, sondern auch nach dem Wohnsitz. So stehen Haushalten im Süden der Republik mehr Geld zu Verfügung als im Norden. Gleiches gilt für die Kluft zwischen Westen und Osten.

Die regionalen Einkommensunterschiede in Deutschland sind nach wie vor groß, wie aus einer Studie des Wirtschafts- und Sozial-Wissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht. Sie stützt sich auf die aktuellen verfügbaren Daten aus der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Länder für 2019. Unter dem verfügbaren Einkommen verstehen die Wissenschaftler das Primäreinkommen als die Summe der Einkommen aus Vermögen und Erwerbstätigkeit.

Davon werden Sozialbeiträge, Einkommensteuern, Vermögensteuern und sonstige direkte Abgaben abgezogen. Dazu rechnet das WSI Sozialleistungen und sonstige öffentliche Transfers. Zudem werden etwa Leistungen wie Kfz- oder Haftpflicht-Versicherungen hinzugezählt. Im Ergebnis erhalte man dann das am Wohnort gemessene verfügbare Einkommen der privaten Haushalte, welches für den Konsum verwendet oder gespart werden kann.

Spitzenreiter und Schlusslichter beim Einkommen

Unter allen 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten war Heilbronn in der vorliegenden Auswertung Spitzenreiter mit einem durchschnittlichen verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen von 42.275 Euro. Auf Platz zwei folgte der Landkreis Starnberg mit 38.509 Euro.

Bei den Schlusslichtern Gelsenkirchen und Duisburg im Ruhrgebiet lag das Pro-Kopf-Einkommen mit 17.015 Euro beziehungsweise 17.741 Euro nicht einmal halb so hoch. Den Durchschnittswert für die Bundesrepublik gibt das WSI mit 23.706 Euro an. Ein Ranking der 401 deutschen Landkreise, Kreise und kreisfreien Städte steht als Download zur Verfügung.

Das regional unterschiedliche Preisniveau trage laut der Studienautoren unter dem Strich ebenfalls zu einer gewissen Angleichung der Einkommen bei. Regionen mit hohem Einkommen hätten tendenziell auch höhere Mieten und Lebenshaltungskosten.

Persönlicher Schutz vor dem finanziellen Abstieg

Tipp: Wem das monatliche Einkommen nicht ausreicht, um die anfallenden Lebenshaltungskosten und finanziellen Verpflichtungen zu bezahlen, kann sich auf der Webseite der Bundesarbeits-Gemeinschaft Schuldnerberatung e.V. informieren. Neben diversen Hintergrund-Informationen, Checklisten, Musterbriefen und Vordrucken finden Interessierte hier einen Onlineberatungsdienst sowie Adressen zu seriösen landesweiten Schuldner-Beratungsstellen, die eine kostenlose Beratung anbieten. Entsprechende Anlaufstellen können auch über das Sozialamt erfragt werden.

Um gar nicht erst in finanzielle Schwierigkeiten zu kommen, ist es sinnvoll, die wichtigsten Risiken, die zu einer Überschuldung führen können, bereits im Voraus abzusichern. Entsprechende Lösungen für eine finanzielle Absicherung, um beispielsweise Einkommensverluste nach einem schweren Unfall, bei einer lang andauernden Krankheit oder im Todesfall des Hauptverdieners zu vermeiden, bietet die private Versicherungswirtschaft an.

Des Weiteren bieten private Versicherer Möglichkeiten, teils sogar mit staatlicher Unterstützung, Geld für unvorhergesehene Ereignisse, für bestimmte Ziele oder auch für das Alter anzusparen. Ein Beratungsgespräch mit einem Versicherungsfachmann hilft bei der Suche nach der individuell passenden Vorsorgelösung.

Zurück


Kontakt

Sie haben Fragen?

Rufen Sie uns einfach an unter 04353 99 80 90
oder nutzen Sie unser Kontaktformular