Was zu beachten ist, wenn ein Kind eine Arznei benötigt

(verpd) Es sollte stets ein Arzt konsultiert werden, bevor man Kindern Medikamente verabreicht, denn der kindliche Körper reagiert anders als der eines Erwachsenen. Dabei können sogar rezeptfreie, frei verkäufliche oder naturheilkundliche Mittel durchaus problematisch und unter Umständen sogar gesundheitsschädigend für ein Kind sein.

Arzneimittel, die ein Erwachsener bei einer Erkältung, bei Zahnschmerzen oder Kopfweh einnimmt, sind noch lange nicht für Kinder geeignet, selbst wenn man die Dosierung auf das Gewicht des Kindes anpasst. Die Wirkung bestimmter Wirkstoffe ist bei Kindern häufig eine völlig andere als bei Erwachsenen, da unter anderem das Immunsystem sowie der kindliche Stoffwechsel anders reagieren und deren Organe noch nicht ausgereift sind.

Nach Aussagen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sollten daher Kindern Arzneimittel, egal ob rezeptpflichtige, frei verkäufliche oder naturheilkundliche Mittel, nur nach Rücksprache mit einem Arzt verabreicht werden. Ist dies nicht möglich, sollten nur Mittel – dies gilt auch für rezeptfreie –, die das Kind in der Vergangenheit vom Arzt schon einmal bekommen hat, gegeben werden.

Wirkstoffe, die riskant für Kinder sind

Der Grund: Es gibt eine ganze Reihe an Wirkstoffen, die für Kinder gefährlich sein können, wie zum Beispiel der Wirkstoff Acetylsalicylsäure. Das bekannteste Medikament mit diesem Wirkstoff ist Aspirin. Doch die Acetylsalicylsäure kann bei Kindern unter zwölf Jahren – besonders gefährdet sind Kinder zwischen dem vierten und neunten Lebensjahr – das Reye-Syndrom auslösen, eine lebensgefährlichen Hirn- und Lebererkrankung.

Der Wirkstoff Codein wiederum, der in vielen Hustenstillern enthalten ist, kann bei Kindern unter zwei Jahren sogar einen Atemstillstand hervorrufen.

Ätherische Öle und Salben, beispielsweise mit Menthol, Eukalyptus oder Kampfer, wiederum können Atemprobleme und Erstickungsanfälle auslösen. „Der Stoffwechsel und das Immunsystem arbeiten bei Kindern anders als bei Erwachsenen“, weiß Tobias Lindner, Apotheker im AOK-Bundesverband, und weist auf ein weiteres Problem hin: „Die Gefahr einer Über- oder Unterdosierung ist daher sehr groß, wenn Arzneimittel für Erwachsene ohne Angabe einer speziellen Kinderdosierung verordnet werden.“

Zu wenig Medikamente mit Zulassung für Kinder und Jugendliche

Lindner betont außerdem: „Die meisten Arzneimittel sind für Erwachsene konzipiert und nicht speziell für Kinder geprüft und zugelassen. Diese werden also oft mit Medikamenten behandelt, die gar nicht ausreichend für sie getestet sind.“ Die Initiative www.kidsafe.de unter der Konsortialführung des Universitätsklinikums Erlangen versucht, dies zu ändern.

Und das ist dringend notwendig, denn laut der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen des Robert Koch-Instituts (RKI) werden Kinder oft mit Medikamenten behandelt, die für diese Altersgruppe gar nicht zugelassen sind.

Laut dieser Studie werden im stationären Bereich 42 bis 90 Prozent und im ambulanten Bereich 46 bis 64 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Medikamenten außerhalb der Zulassung behandelt. Dementsprechend treten auch Medikationsfehler im Vergleich zu Erwachsenen bis zu dreimal häufiger auf und unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind in diesem Zusammenhang auch nicht auszuschließen.

Korrekte Dosierung und Einnahme

Die vorgegebene Dosierung sollte gerade bei Kindern penibel eingehalten werden, ebenso wie die Einnahmehäufigkeit, der Zeitpunkt und Dauer der Einnahme. Es ist zudem nicht sinnvoll, die Dosierung nach eigenem Gutdünken zu reduzieren, auch wenn dies laut einer gemeinsamen Studie der Uniklinik Erlangen und des RKI häufig gemacht wird. In einer RKI-Studie gaben zehn bis 15 Prozent der Eltern an, ein Medikament niedriger zu dosieren als vorgegeben, wohl in dem Glauben, dass sie dadurch ihr Kind schützen.

Das Gegenteil ist allerdings der Fall, denn es kann sein, dass durch eine zu niedrige Dosis die Wirkung des Medikaments komplett ausbleibt. Werden beispielsweise Antibiotika zu niedrig dosiert gegeben, können sich außerdem Resistenzen bilden. Zudem ist es nicht immer einfach, die Kinder zu überzeugen, dass sie die Medikamente einnehmen. In diesen Fällen kann es helfen, das Medikament in Saft oder Tee zu geben oder unter ein Stück zerdrückte Banane zu mischen.

„Damit Kindern die Medikamente besser verabreicht werden können, gibt es diese meist auch als Saft, Tropfen, Pulver oder Zäpfchen. Müssen es Tabletten oder Kapseln sein, sollten Eltern darauf achten, ob diese zerkleinert werden dürfen. Auch das Vermischen mit Lebensmitteln kann problematisch sein. Wer dazu Fragen hat, kann sich in der Apotheke beraten lassen“, empfiehlt Lindner.

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