Wann Lärm gesundheitsgefährdend ist

(verpd) Zu viel Lärm kann zu bleibenden Gehörschäden führen. Dauerhafter Lärm, selbst wenn er nicht gehörschädigend ist, kann zu erhöhtem Stress und damit einhergehend zu anderen körperlichen Leiden bis hin zum Herzinfarkt führen. Rund 90 Prozent der Bürger fühlen sich durch eine oder gar mehrere Lärmquellen belästigt. Dabei kann schon eine dauerhafte Lärmeinwirkung von 25 Dezibel (A) zu Schlafstörungen führen.

Nach Angaben der Deutschen gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (DGUV) sind hierzulande etwa vier bis fünf Millionen Beschäftigte am Arbeitsplatz gesundheitsgefährdendem Lärm ausgesetzt. Lärmschwerhörigkeit ist die mit am häufigsten auftretende anerkannte Berufskrankheit. Allein 2018 bis 2020 waren davon jeweils zwischen 6.700 bis 7.500 Beschäftigte pro Jahr betroffen. Doch nicht nur während der Arbeit ist Lärm ein Problem. Im eigenen Wohnumfeld klagen rund 89 Prozent der Bürger über eine Lärmbelästigung, wie 2018 eine Umfrage des Umweltbundesamtes ergeben hat.

Rund drei von vier Bürgern gaben diesbezüglich an, sogar zwei oder mehr Lärmquellen ausgesetzt zu sein. Die häufigste Lärmbelästigung in den letzten zwölf Monaten bis zur Befragung ging vom Straßenverkehrslärm aus – 75 Prozent der Befragten fühlten sich dadurch gestört. 60 Prozent gaben an, dass der Nachbarschaftslärm für sie ein Problem darstellt. Bei jeweils 42 Prozent war Flugverkehrs- oder Industrie- beziehungsweise Gewerbelärm und bei 35 Prozent Schienenverkehrslärm ein Störfaktor in der eigenen Wohnung.

Schon 25 Dezibel (A) können zum Problem werden

„Bereits geringe Schallpegel ab 25 Dezibel (A) (dB(A)) können zu Konzentrations- oder Schlafstörungen führen“, warnt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und führt weiter aus: „Ausschlaggebend ist die Art der Geräusche. Ein laufender Motor stört häufig mehr als ein gleich lauter idyllischer Wildbach. Die subjektive Bewertung spielt dabei eine große Rolle, da die gleichen Geräusche unterschiedlich wahrgenommen werden, was von Situation und Stimmung abhängt.“

Schon eine andauernde nächtliche Lärmbelästigung mit über 40 dB(A) erhöht laut Umweltbundesamt das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten und psychische Erkrankungen. Studien lassen gemäß BMU den Schluss zu, dass zudem eine Dauerbelastung mit etwa 65 Dezibel (A) am Tag ein erhöhtes Gesundheitsrisiko birgt. „Nachgewiesen wurden Änderungen in Stoffwechsel und Hormonhaushalt, Änderung der Gehirnstromaktivität, aber auch schlechter Schlaf und Stresssymptome wie Hormonausschüttung. Langfristig kann dies zu hohem Blutdruck und Herzinfarkt führen“, so das BMU.

Dauerhafte Gehörschäden drohen, wenn man regelmäßig einem Lärm ab 85 dB (A) ausgesetzt ist. Kurzfristige Geräuscheinwirkung mit über 137 dB (A), beispielsweise durch einen Knall, kann zu vorübergehenden Gehörschäden führen. Wer jedoch längere Zeit 120 dB (A) beispielsweise extrem lauter Musik oder Maschinenlärm ausgesetzt ist, muss mit einer bleibenden Schwerhörigkeit rechnen.

Sogar der Blutzucker kann steigen

Weitere mögliche Langzeitfolgen chronischer Lärmbelastung sind neben den Gehörschäden und Schlafstörungen laut DGUV „auch Änderungen bei biologischen Risikofaktoren wie beispielsweise Blutfetten, Blutzucker, Gerinnungsfaktoren“. Zudem können Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie arteriosklerotische Veränderungen („Arterienverkalkung”), Bluthochdruck und bestimmte Herzkrankheiten, einschließlich Herzinfarkt, durch Lärm verursacht werden.

Laut Studien „hatten Menschen, die nachts vor ihrem Schlafzimmerfenster einen mittleren Schallpegel von 55 dB(A) oder mehr hatten, ein fast doppelt so hohes Risiko, wegen Bluthochdruck in ärztlicher Behandlung zu sein, als diejenigen, bei denen der Pegel unter 50 dB(A) lag“, so die DGUV.

„Männer in lauten Wohnungen (mit einem Tages-Mittelungspegel von über 65 dB(A) außerhalb der Wohnung), hatten ein um 20 bis 30 Prozent höheres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, als Männer aus ruhigeren Gebieten (Tages-Mittelungspegel bis 60 dB(A))“, wie die DGUV weiter berichtet. Bei den Frauen war laut DGUV jedoch „kein eindeutiger Zusammenhang des Herzinfarktrisikos mit der Straßenverkehrslärmbelastung feststellbar“.

Schon das Ticken des Weckers kann zum Problem werden

Schon ein Wecker kann beim Ticken mehr als 25 dB (A) verursachen und so zu Schlafstörungen führen. Die Lärmstärke im Raum bei einem normalen Straßenverkehr und geschlossenem Fenster beträgt rund 55 dB (A). Ein normales Gespräch, ein laufender Fernseher oder ein Radio haben einen Lärmpegel zwischen 50 und 60 dB (A). Haushaltsgeräte oder ein Rasenmäher produzieren einen Lärm von rund 70 dB (A). Ein normaler Straßenverkehr hat zwischen 75 und 85 dB (A) und ein Lkw rund 90 dB (A).

Das Läuten eines Telefons kann etwa 80 dB (A), eine laufende Handkreissäge oder ein Elektrobohrhammer 85 dB (A) sowie ein Presslufthammer oder das Hören von Musik mit dem Kopfhörer je nach Lautstärke bis zu 110 dB (A) erreichen. Bei einem Rockkonzert liegt der Lärmpegel bei rund 120 dB (A) und bei einem startenden Flugzeug bis 140 dB (A). Selbst Kinderspielzeug wie Rasseln, Quietschentchen oder elektronisches Spielzeug sowie Musikkopfhörer können 110 dB (A) und mehr erreichen.

Ein Hörschaden beginnt übrigens meist schleichend. Schädigungen des Gehörs, die bereits eingetreten sind, können meist nicht geheilt werden. Aus diesem Grund müssen Beschäftigte, die an einem Arbeitsplatz in lauter Umgebung mit 85 dB (A) oder mehr tätig sind, einen Gehörschutz tragen. Eine Schutzmaßnahme, die in der Freizeit, beispielsweise beim Rasenmähen, beim Handwerken, beim Umgang mit Feuerwerkskörpern oder bei Konzertbesuchen sinnvoll ist. Zudem sollte man unnötig laute Geräusche wie laute Musik über den Kopfhörer hören vermeiden.

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