Selbst kleine Wunden können lebensgefährlich werden

(verpd) Wer kleinere Verletzungen falsch versorgt, muss damit rechnen, dass dies zu Narben und/oder zu einer gefährlichen Infektion führt, die im schlimmsten Fall sogar tödlich verlaufen kann. Manche Blessuren können zudem ohne ärztliche Behandlung dramatische Folgen haben.

Bagatellverletzungen wie kleinere Verbrennungs-, Kratz-, Schürf- und Schnittwunden kommen im Alltag immer wieder vor. Sie müssen in den meisten Fällen zwar nicht von einem Arzt behandelt werden, dennoch benötigt man auch hier eine besonders hygienische Wundversorgung, um Entzündungen und Narbenbildungen zu vermeiden.

Bei Prellungen oder blauen Flecken ist zwar keine Desinfektion notwendig, zur Schmerzlinderung sollte die betroffene Stelle allerdings schnell gekühlt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass das verwendete Eis oder die Kühlelemente auf keinen Fall direkt, sondern beispielsweise in ein sauberes Tuch eingewickelt auf die Haut gelegt werden, da sonst Erfrierungen möglich sind.

Hygiene und die passenden Hilfsmittel sind das A und O

Bei offenen Wunden verhindern nach Angaben von Gesundheitsexperten wie denen des Deutschen Roten Kreuzes e.V. (DRK) nur möglichst keimfreie Bedingungen bei der Wundversorgung, dass Bakterien oder Viren durch die Wunde in den Körper gelangen und so Entzündungen verursachen. Eine verunreinigte Wunde kann konkret zu schweren bis lebensgefährlichen Infektionen wie Wundstarrkrampf (Tetanus), Gasbrand oder einer Blutvergiftung (Sepsis) führen.

Prinzipiell sollten auch deshalb Wunden nie mit bloßen Händen berührt werden, da sich auf den Händen gefährliche Krankheitserreger befinden können. „Zum Schutz vor einer möglichen Infektion sollte ein Ersthelfer bei der Versorgung blutender Wunden grundsätzlich Einmalhandschuhe tragen“, wie das DRK betont.

Grundsätzlich sollten jegliche Wunden, egal ob Schnitt-, Schürf-, Kratz- oder auch Brandwunden, niemals mit Puder oder anderen Hausmitteln wie Mehl oder Fett, sondern ausschließlich mit den dafür vorgesehenen Verbänden, Wundsprays oder -gelen versorgt werden. Solche und andere Hilfs- und Verbandmaterialien zur Versorgung von Verletzungen wie Wund-, Brand- und Blasenpflaster, Wundsprays und -gele, Mullbinden, Kühlkompressen, Einmalhandschuhe, Pinzette und Desinfektionsmittel sollten stets im heimischen Medizinschrank vorhanden sein.

Vorsicht bei verschmutzten Wunden

Kleinere, schwach blutende Schnitt- und Schürfwunden kann man zunächst etwas ausbluten lassen, da dies zur Reinigung beiträgt. Offensichtlich verschmutzte Wunden wie Schürfwunden, die beispielsweise mit Sand, Erde oder Kies verunreinigt sind, sollten nach Angaben der Fachleute des Arbeiter-Samariter-Bundes Deutschland e.V. (ASB) vorsichtig unter fließendes Wasser gehalten und abgespült werden. Auf keinen Fall darf man dabei an der Wunde reiben.

„Ist die Wunde verschmutzt, haben Keime leichtes Spiel und erschweren die Wundheilung. Im schwersten Fall verursachen die Eindringlinge eine lebensbedrohliche Blutvergiftung, die Sepsis“, so der ASB. Nach einer eventuell notwendigen Wundreinigung kann man die Wunde, sofern kein Schmutz oder Fremdkörper mehr in der Wunde ist, mit einem für die Wunddesinfektion vorgesehenen Mittel behandeln. Danach sollte man die Wunde mit einer geeigneten Wundauflage wie einem Pflaster, einem Sprühverband oder einem Wundheilgel versorgen.

Starke Blutungen müssen möglichst schnell gestoppt werden. Dazu können eine sterile Kompresse oder ein sauberes Tuch auf die Verletzung gedrückt und die betroffene Körperstelle hochgelagert werden. Ist es nicht möglich, die Blutung zu stoppen, sollte ein Druckverband angelegt und umgehend der Rettungsdienst verständigt werden.

Schürf- und Brandwunden richtig versorgen

Auf Schürfwunden sollten möglichst keine Pflaster oder Mullkompressen aufgeklebt werden, denn beim Wechsel des Verbandes reißen neu gebildete Hautzellen leicht ab. Sinnvoll ist hier das Aufbringen einer antiseptischen Wundsalbe oder eines Wundgels, die speziell für solche Wunden erhältlich sind. Bei minimalen Kratzern, Schnitt- oder Schürfwunden kann man unter Umständen ganz auf eine Wundauflage verzichten, da sie meist an der Luft schnell zuheilen.

Gesundheitsexperten raten, kleinere Verbrennungen und Verätzungen mit handwarmem, fließendem Wasser längere Zeit zu kühlen. „Nach dem Kühlen soll die Wunde steril abgedeckt werden, weil Brandwunden sehr entzündungsgefährdet sind. Am besten eignen sich dafür Kompressen, die mit einer Metallschicht bedampft sind. Sie verkleben weniger mit der Wunde“, wie der Bayerische Apothekerverband e.V. (BAV) betont.

Die Experten des BAV erklären weiter: „Leichte Verbrennungen, bei denen die Haut nur eine Rötung zeigt, kann man selber weiterbehandeln, sofern sie nicht großflächig sind. Bei Verbrennungen ersten und zweiten Grades kann ein Brand- und Wundgel aufgetragen werden. Diese Brandgele kühlen, lindern dadurch die Beschwerden und wirken desinfizierend.“

Bei welchen Wunden ein Arzt notwendig ist

Grundsätzlich gilt: Eine ärztliche Versorgung ist bei großen, tiefen oder stark blutenden Verletzungen unverzüglich notwendig. Das trifft beispielsweise auf tiefe Stichverletzungen, Schnittverletzungen mit mehr als zwei Zentimeter Länge sowie Verletzungen, bei denen sich die Blutung nicht stoppen lässt, zu. Ebenso sollte man bei einer ab handtellergroßen Verbrennung oder bei einer Verbrennung mit Blasenbildung und starken Schmerzen (ab einer Verbrennung zweiten Grades) einen Arzt hinzuziehen.

Auch bei stark verschmutzten Wunden, die nicht komplett gereinigt werden können, oder wenn man vermutet, dass noch Schmutz oder Fremdkörper wie Holz- oder Glassplitter in der Wunde sind, ist unbedingt zeitnah ein Arzt zu konsultieren. Ebenfalls ärztlich zu versorgen sind Personen mit starken Prellungen – insbesondere am Kopf –, großen Blutergüssen, Biss- und Platzwunden, oder auch mit Wunden im Gesicht, beispielsweise an Lippen, Augen und Augenlidern sowie an den Ohren.

Gesundheitsexperten raten zudem dringend zu einem Arztbesuch, wenn sich ältere Menschen und Kinder unter zwei Jahren verletzt haben. Entzündet sich die selbst versorgte Wunde, ist umgehend ein Arzt aufzusuchen. Dies gilt auch, wenn der Verletzte unter starken Schmerzen, einem verminderten Gefühl in Armen oder Beinen, unter Kreislaufproblemen oder einer eingeschränkten Beweglichkeit leidet.

Wann der kleinste Kratzer zur Lebensgefahr wird

Wer keinen ausreichenden Schutz gegen Tetanus hat, muss selbst bei Bagatellverletzungen wie einer Kratzwunde durch ein Haustier zum Arzt. Anderenfalls kann es zu schwerwiegenden Komplikationen kommen. Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, ist eine oftmals tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Sie wird durch Bakterien verursacht, die insbesondere in der Erde, aber auch im Straßenstaub vorkommen und selbst durch kleine Schnitt-, Riss-, Biss- oder Schürfwunden in den Körper gelangen können.

Grundsätzlich ist es nach Angaben der deutschen Ständigen Impfkommission (Stiko) wichtig, dass alle Säuglinge, Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene entsprechend dem offiziellen Impfkalender der Kommission einen vollständigen Impfschutz gegen Tetanus haben. In der Regel erhalten Säuglinge vom zweiten bis zum 14. Lebensmonat für einen Grundschutz vier Tetanusimpfungen.

Die ersten beiden Auffrischimpfungen sollten laut Stiko im Alter von fünf bis sechs sowie von neun bis 17 Jahren erfolgen. Danach sind regelmäßige Auffrischimpfungen alle zehn Jahre notwendig, um einen stets ausreichenden Schutz zu gewährleisten. Erwachsene sollten also an eine Auffrischimpfung denken, wenn die letzte Impfung gegen Tetanus länger als zehn Jahre zurückliegt. Auskunft darüber, wann die letzte Impfung erfolgte, gibt in der Regel der Impfausweis.

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