Neuer Negativrekord: Corona macht die Seele krank

(verpd) Der Krankenstand 2021 ging trotz Corona leicht zurück, allerdings stiegen die Fehlzeiten aufgrund seelischer Leiden im zweiten Pandemiejahr stark an. Das zeigt eine Auswertung einer gesetzlichen Krankenkasse. Und noch ein Studienergebnis: Beschäftigte, die in stark digitalisierten Branchen mit Optionen zum Homeoffice arbeiten, fielen im Vorjahr weniger aus.

Das zweite Jahr der Pandemie belegt in Deutschland einen bestimmten Trend: Während die Menschen sich weniger wegen Erkältungen oder Atemwegserkrankungen arbeitsunfähig melden, legen psychische Erkrankungen deutlich zu. Das geht aus einer aktuellen Analyse der DAK-Gesundheit, einer gesetzlichen Krankenkasse, zu den Fehlzeiten ihrer 2,4 Millionen erwerbstätigen Versicherten hervor.

Weniger Erkältungen, mehr Depressionen

Insgesamt sind die Fehltage im zweiten Jahr der Pandemie minimal gesunken. 2021 lag der Krankenstand mit vier Prozent um 0,1 Punkte unter dem Vorjahresniveau. Nach der aktuellen Fehlzeitenanalyse der Krankenkasse gingen Atemwegserkrankungen stark zurück. Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Leiden wie Depressionen erreichte dagegen einen neuen Negativrekord.

Dieser Verlauf zeigte sich laut DAK bereits im ersten Halbjahr 2021. Ein Grund dafür: Die klassische Erkältungszeit im ersten Quartal 2021 fiel aufgrund der Schutzmaßnahmen gegen Covid-19 aus. Von Januar bis Juni des Vorjahres stiegen dagegen die psychischen Erkrankungen. Sie machten 19,8 Prozent der Fehlgründe aus (1. Halbjahr 2020: 16,7 Prozent).

Beim Krankenstand 2021 spielte Corona nur eine kleine Rolle

Im Gesamtjahr fehlte jeder DAK-versicherte Beschäftigte im Durchschnitt 14,5 Tage mit einer Krankschreibung im Job. Vor der Pandemie kamen auf 100 Angestellte rund 221 Fehltage wegen einer Erkrankung der Atemwege, 2021 nur noch 146 Tage – ein Drittel weniger, rechnet die Krankenkasse vor. Bestätigte Corona-Infektionen spielten 2021 mit rund 19 Fehltagen je 100 Versicherte nur eine geringe Rolle. Auch hier zeigten die Hygienemaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ihre Wirkung.

Insgesamt stellte die Krankenkasse im vergangenen Herbst bei den Bürgern im Hinblick auf Covid-19 eine gewisse Abstumpfung fest. 2020 hatten noch 37 Prozent der Deutschen Angst vor einer Corona-Erkrankung – Ende des Vorjahres waren es nur noch 20 Prozent. Damit halbiert sich der Wert fast im Vergleich zum Vorjahr.

Fehltage wegen Depressionen erreichen Höchststand

Den größten Anteil am Krankenstand hatten 2021 laut Auswertung Probleme des Muskel-Skelett-Systems mit 23,2 Prozent (2020: 22,1 Prozent). Gefolgt von psychischen Erkrankungen mit 19 Prozent (2020: 17,6 Prozent) und Verletzungen wie Beinbrüchen sowie Vergiftungen mit 12,4 Prozent (2020: 11,6 Prozent). Infekte des Atemwegssystems rangierten auf Rang vier mit 10,1 Prozent (2020: 14,2).

Bei den psychischen Erkrankungen verzeichnet die DAK-Analyse mit 276 Fehltagen je 100 Versicherte einen neuen Höchststand. „Allein Depressionen verursachten davon 108 Tage“, so die Krankenkasse. Tipps: Ratschläge, wie man nicht nur, aber auch in der Coronakrise psychische Probleme vermeidet, enthält der Webauftritt www.zusammengegencorona.de des Bundesministeriums für Gesundheit. Wer bereits in einer psychischen Krise ist, für den gibt es folgende seriöse Anlaufstellen mit Hotlines und Onlinehilfen:

sowie speziell für Jugendliche

Weniger krank im Homeoffice

Ein weiteres Ergebnis der DAK-Analyse: Branchen mit diversen Möglichkeiten für Homeoffice und digitales Arbeiten hatten in 2021 weniger Fehlzeiten als andere. Die Auswertung zeigt für die Datenverarbeitungs-Branche sowie für Banken und Versicherungen jeweils einen unterdurchschnittlichen Krankenstand von 2,3 beziehungsweise 2,9 Prozent.

Diese Wirtschaftszweige hätten „traditionell einen niedrigeren Krankenstand, doch der Abstand zum Durchschnitt wurde unter Pandemie-Bedingungen besonders deutlich“, schreibt die DAK. Zum Vergleich: Überdurchschnittlich war der Krankenstand im Gesundheitswesen (4,7) Prozent) sowie in der Branche „Verkehr, Lagerei und Kurierdienste“ (4,5 Prozent).

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