Milliardendefizit bei den gesetzlichen Krankenkassen

(verpd) Die gesetzlichen Krankenkassen haben 2021 wieder mit einem Defizit abgeschlossen, wie eine vom Bundesministerium für Gesundheit veröffentlichte Statistik belegt. Auch in diesem und nächsten Jahr werden mehr Ausgaben als Einnahmen erwartet. Das wird sich voraussichtlich auch auf die Krankenkassenbeiträge auswirken

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat die vorläufigen Finanzergebnisse für die gesetzlichen Krankenkassen, die Träger der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), für das Jahr 2021 veröffentlicht. Entsprechend dieser Daten haben die Krankenkassen insgesamt fast 5,8 Milliarden Euro weniger eingenommen als ausgegeben. 2019 lag das Defizit noch bei 1,5 Milliarden Euro und 2020 bereits bei fast 2,7 Milliarden Euro. Damit hatten die Träger der GKV nun drei Jahren in Folge weniger Einnahmen als Ausgaben.

Im Detail beliefen sich die Einnahmen in 2021 auf fast 278,6 Milliarden Euro und die Ausgaben auf über 284,3 Milliarden Euro. Der Bundesgesundheits-Minister Professor Dr. Karl Lauterbach betont: „Die Pandemie hat die Bilanzen der Krankenkassen auch im vergangenen Jahr deutlich geprägt. Die gesetzliche Krankenversicherung steht damit vor großen finanziellen Herausforderungen.“

Keine Krankenkassenart erzielte einen Überschuss

Insgesamt besaßen alle Krankenkassen zusammen Ende 2019 eine Finanzreserve von 19,8 Milliarden Euro, Ende 2020 waren es 16,7 Milliarden Euro und Ende 2021 nur noch rund elf Milliarden Euro. Das entspricht in 2021 laut dem BMG etwa der Hälfte einer durchschnittlichen Monatsausgabe und damit dem Doppelten der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve. Denn diese liegt bei 25 Prozent der durchschnittlichen Monatsausgabe der GKV.

Im Detail gab es deutliche Unterschiede, wie die einzelnen Krankenkassenarten 2021 finanziell abgeschlossen haben. Allerdings verzeichneten alle Kassen, auch aufgrund einer Vermögensabführung an den Gesundheitsfonds zur Stabilisierung der Beitragssätze, ein Defizit. Doch selbst die Landwirtschaftliche Krankenversicherung, die nicht am Risikostrukturausgleich teilnimmt, und daher nicht von der Vermögensabfuhr betroffen war, wies Ende 2021 ein Minus von 31,2 Millionen Euro auf.

Das höchste Defizit hatten die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) mit einem Defizit von 4.163 Millionen Euro. Danach folgten die Ersatzkassen mit minus 576 Millionen Euro, die Betriebskrankenkassen (BKKen) mit einem Verlust in Höhe von 480 Millionen Euro, die Innungskrankenkassen (IKKen) mit einem Minus von 409 Millionen Euro sowie die Knappschaft Bahn See mit minus 104 Millionen Euro.

Die Krankenkassenbeiträge werden voraussichtlich steigen

Das Bundeskabinett hat nach Angaben des BMG vor Kurzem „einen Gesetzentwurf beschlossen, mit dem die Bundesregierung die Finanzen der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) im kommenden Jahr stabilisiert. Zudem wird mit ersten strukturellen Maßnahmen eine Grundlage zur mittel- und langfristigen Sicherung einer solidarischen und nachhaltigen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung gelegt.“

Weiter heißt es vom BMG: „Wir haben für das Jahr 2023 ein voraussichtliches Defizit in Höhe von 17 Milliarden Euro vorgefunden. Mit dem im Gesetzentwurf vorgesehenen Maßnahmenpaket wird ein starker Anstieg der Zusatzbeitragssätze im kommenden Jahr verhindert. Die finanziellen Lasten werden auf die Krankenkassen, den Bund, Leistungserbringer und die Beitragszahlenden verteilt.“ Im Einzelnen werde der Bund 2023 einen ergänzenden Zuschuss in Höhe von zwei Milliarden Euro leisten und ein Darlehen von einer Milliarde Euro an den Gesundheitsfonds vergehen.

Zudem sollen die Finanzreserven der Krankenkassen in Höhe von etwa vier Milliarden Euro sowie 2,4 Milliarden Euro aus dem Gesundheitsfonds zur Stabilisierung der Beitragssätze beitragen. Dennoch werden wohl auch die Krankenkassenbeiträge, die mitunter Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu zahlen haben, steigen. „Auf Grundlage der Ergebnisse des GKV-Schätzerkreises im Herbst wird das BMG den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz in der gesetzlichen Krankenversicherung festlegen. Eine Anhebung des Zusatzbeitrags um 0,3 Prozentpunkte ist derzeit nicht unrealistisch“, so das BMG.

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