(verpd) Kaum einmal jeder Zehnte zeigt sich in einer langfristig angelegten Studie der Bergischen Universität Wuppertal bereit, bis zum gesetzlichen Rentenalter durchzuarbeiten. Der Großteil will früher in den Ruhestand gehen. Da spielen auch finanzielle Überlegungen eine Rolle. 50 Prozent der Teilnehmer würden ihren Job vorzeitig an den Nagel hängen, weil sie sich monetär abgesichert sehen.
Die Bundesbürger wünschen einen früheren Ausstieg aus dem Arbeitsleben. Das zeigt eine Untersuchung des Lehrstuhls für Arbeitswissenschaft der Bergischen Universität Wuppertal. Diese befasst sich mit der Frage, bis zu welchem Alter die Beteiligten gerne arbeiten wollen und welche Faktoren erfüllt sein müssen, um früher in den Ruhestand zu gehen.
Die aktuelle Erhebungswelle ist die vierte seit Beginn der Untersuchung im Jahr 2011. Nach dem Startschuss gab es Datenerhebungen in den Jahren 2014 und 2018. An der aktuellen Untersuchung, die von Mai 2022 bis März 2023 vorgenommen wurde, nahmen insgesamt 8.884 Personen teil.
In persönlichen Interviews, die zwischen 60 und 75 Minuten in Anspruch nahmen, wurden den Teilnehmern mehr als 100 Fragen gestellt.
Die Grundfrage lautete, bis zu welchem Alter man gerne arbeiten würde. Im Speziellen wurde nach dem privaten Umfeld und Verpflichtungen, der Arbeit und der Motivation sowie den Perspektiven gefragt. Ebenso standen unter anderem die Themen Gesundheit, betriebliche Gesundheitsförderung und Lebenszufriedenheit auf dem Fragebogen.
In der Umfrage wird in drei Alterskategorien unterteilt: die 51-Jährigen, die 57-Jährigen und die 63-Jährigen. Die Umfrage der Universität gilt als repräsentativ.
Nur etwa zehn Prozent der Befragten gaben an, bis zur Regelaltersgrenze von 66 beziehungsweise 67 Jahren arbeiten zu wollen. Die älteren Teilnehmer zeigten mit 42 Prozent dabei eine größere Bereitschaft, bis 65 oder länger im Job zu bleiben. Bei den 57-Jährigen waren es nur 30 Prozent, bei den 51-Jährigen 31 Prozent.
Zur Frage, bis wann man denn arbeiten wolle, gaben die 63-Jährigen am häufigsten an, bis 64 arbeiten zu wollen. Bei den 57-Jährigen lag das gewünschte Renteneintrittsalter meistens bei 63 Jahren und bei der Altersgruppe der 51-Jährigen ist 60 das favorisierte Ziel.
Generell und über alle Altersgruppen hinweg lag das angestrebte Alter zum Austritt aus der Erwerbstätigkeit laut der Universitätsstudie bei zwischen 60 und 64 Jahren. Eine Untersuchung des Meinungsforschungs-Unternehmens Civey GmbH im Auftrag des Demografie Netzwerks e.V. war zu der Erkenntnis gekommen, dass 54,2 Prozent der Deutschen nur bis maximal 62 arbeiten wollen.
Als häufigster Grund (84 Prozent) für den Wunsch, in dieser Altersphase aus dem Arbeitsleben auszuscheiden, wurde von den Umfrageteilnehmern „mehr Freizeit“ genannt. Und bei 64 Prozent Zustimmung liegt die Aussage „Irgendwann muss Schluss sein“. Bei 45 Prozent liegt der Punkt „Arbeit zu anstrengend“ und bei 41 Prozent die Antwort „gesundheitliche Probleme“.
38 Prozent begründeten den gewünschten früheren Renteneintritt damit, dass der Partner dann ebenfalls zu arbeiten aufhört. Zudem gaben 31 Prozent an, früher mit dem Arbeiten aufhören zu wollen, um ihre Enkel oder Kinder zu betreuen. 17 Prozent müssen sich um kranke oder pflegebedürftige Personen kümmern. Außerdem möchten 21 Prozent mehr Zeit für freiwillige oder ehrenamtliche Tätigkeiten haben.
36 Prozent sagten, dass sie zum favorisierten Rentenalter ohne Abschläge in Rente gehen können. Ein Großteil, nämlich 50 Prozent meint sogar, bereits vor der regulären Regelaltersgrenze auch ohne Erwerbseinkommen ausreichend finanziell abgesichert zu sein, und will daher vorzeitig in den Ruhestand gehen. Realistisch ist dies laut der Untersuchung allerdings nur bei rund einem Drittel der Befragten.
Wer weder bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze arbeiten noch seinen bisherigen Lebensstandard im Rentenalter absenken will, sollte sich frühzeitig informieren und entsprechend vorsorgen. Wie hoch die voraussichtliche gesetzliche Rente tatsächlich sein wird und welche Vorsorgelösungen für den individuellen Bedarf sinnvoll sind, lässt sich bei einem Beratungsgespräch mit einem Versicherungsexperten klären.