Erkältung, Grippe oder doch Corona?

(verpd) Jetzt ist wieder die Zeit der Atemwegserkrankungen, wie Daten einer Krankenkasse exemplarisch zeigen. Demnach hat sich der Krankenstand Anfang des Monats Oktober im Vergleich zu Anfang September mehr als verdoppelt. Der Grund dafür sind Atemwegserkrankungen.

Das Barmer Institut für Gesundheitssystem-Forschung (BIfG), eine Organisation der gesetzlichen Krankenkasse Barmer hat die Krankschreibungen aufgrund von Atemwegsinfekten erfasst und analysiert. Nach einem Tiefstand Anfang September (Kalenderwoche 36) mit rund 200 Krankgeschriebenen je 10.000 bei der Barmer versicherten Beschäftigten hat sich die Anzahl in der 40. Kalenderwoche mehr als verdoppelt.

Rund 31 Prozent dieser Krankschreibungen wegen Atemwegserkrankungen entfielen auf Covid-19. Zwar ist Niesen, Schnupfen, Husten, Abgeschlagenheit, Fieber, Gliederschmerzen in dieser Jahreszeit nichts Ungewöhnliches, dennoch ist mittlerweile die Verunsicherung groß.

Viele Betroffene fragen sich, ist es nur ein harmloser grippaler Infekt, also eine Erkältung, oder doch eine richtige Grippe? Corona könnte es natürlich auch sein, denn die Symptome ähneln sich. Die Barmer-Daten belegen, dass auch diese Überlegungen durchaus berechtigt sind.

Die Symptome ähneln sich

Zu den Fakten: Eine Erkältung – oftmals auch grippaler Infekt genannt – ist lästig, aber zumeist harmlos und verschwindet von selbst wieder. Die typischen Krankheitsanzeichen sind Halsschmerzen, Schnupfen und Husten. Diese treten hier normalerweise allmählich und nacheinander auf. Auslöser für eine Erkältung sind rund 200 unterschiedliche Viren, wobei die Rhinoviren für etwa 40 Prozent der Erkältung verantwortlich sind.

Anders bei der „richtigen“ Grippe, die von Influenzaviren ausgelöst wird. Sie tritt zumeist plötzlich und massiv auf. Die Krankheitsanzeichen reichen dabei von starken Kopf- und Gliederschmerzen über hohes Fieber und trockenen Reizhusten bis hin zu Schüttelfrost, Schweißausbrüchen, Schnupfen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Zudem kann eine Grippe zu lebensgefährlichen Komplikationen wie einer Lungenentzündung führen.

Klarheit gibt es oft nur mit einem Test

Mit Husten, Fieber, Schnupfen, Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen sind die häufigen Krankheitszeichen von Covid-19 sehr ähnlich wie bei einer Grippe. Außerdem kann es bei einer Coronaerkrankung auch zu Beschwerden mit Magen-Darm-Trakt kommen. Bei früheren Coronavarianten gab es häufig auch Störungen des Geruchs- und/oder Geschmackssinns, bei den aktuellen Typen scheint dies seltener der Fall zu sein.

Ein Unterschied: Im Vergleich zur Grippe sind viele Coronapatienten anfangs symptomfrei, das heißt die Beschwerden entwickeln sich erst mit der Zeit. Aber nur ein Schnelltest beziehungsweise ein PCR-Test gibt letztendlich Aufschluss darüber, ob es sich um Covid-19 handelt oder nicht.

Das Coronavirus ist im Vergleich zum Grippevirus (Influenza) übrigens deutlich ansteckender, was den hohen Anteil von fast einem Drittel von Coronainfizierten bei der Barmer-Analyse erklärt. Während ein Grippeinfizierter meist einen oder zwei Menschen ansteckt, waren es beim SARS-CoV-2-Wildtyp, dem ursprünglichen Coronavirus, zwischen 2,8 und 3,8 Personen, so das Robert Koch Institut (RKI). Bei neueren Varianten, wie zum Beispiel Omikron, liegt die Übertragbarkeit sogar noch deutlich höher.

Schwaches Immunsystem, hohe Ansteckungsgefahr

Je schwächer das Immunsystem eines Menschen ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er durch Viren krank wird und umso schwerer ist oftmals der Krankheitsverlauf. Deshalb ist es wichtig, das Immunsystem vorbeugend zum Beispiel durch regelmäßigen Sport, gesundes Essen mit viel vitaminreichem Obst und Gemüse, ausreichend Trinken und Schlaf zu stärken.

Zudem sollten man Menschenansammlungen vermeiden, auf das Händeschütteln verzichten und sich die Hände mehrmals am Tag waschen. Das Tragen einer FFP2-Maske bei Menschenansammlungen in Innenräumen reduziert das Risiko einer Infektion mit Erkältungs-, Grippe- oder Coronaviren zusätzlich.

Außerdem raten beispielsweise die Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), dass sich insbesondere chronisch Kranke, Menschen ab 60 Jahren sowie Schwangere gegen die Virusgrippe (Influenza) impfen lassen sollten, wobei dies sogar gleichzeitig mit einer Covid-19-Impfung erfolgen kann.

Wichtig ist, dass die Grippeimpfung vor oder zumindest spätestens bis zum Beginn der Grippewelle erfolgt, da der volle Impfschutz erst 14 Tage nach der Impfung besteht. Detailliertere Informationen zum Thema Grippeschutzimpfung enthält das Webportal www.impfen-info.de der BZgA und der Webauftritt des RKI.

Lage bereits jetzt schwierig, Twindemie droht

Wie angespannt die Lage aktuell ist, erklärt der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Münster, Universitäts-Professor Alex W. Friedrich: „Wir stehen erst am Beginn der diesjährigen Herbst-Winter-Saison, also erst am Anfang der Saison, in der Infektionen naturgemäß ansteigen werden.“

Friedrich warnt: „Um hier eine fulminante Infektionswelle abzuschwächen, müssen wir alle ab sofort dringend Maßnahmen ergreifen.“ Er ergänzt: „In den Kliniken war Corona immer ein Thema. Auch wenn es derzeit noch nicht wieder im Bewusstsein jedes Einzelnen angekommen ist: Wir müssen uns selbst und andere durch die bekannten Maßnahmen wie Maskentragen und Abstandsregeln im gegenseitigen Kontakt wieder schützen, um jetzt eine noch größere Welle zu verhindern.“

Dies gilt insbesondere, da Experten mit einer steigenden Zahl an Grippeinfektionen in den kommenden Monaten rechnen. „Die Belastungen durch eine ‚Twindemie‘, also eine Doppelwelle aus Corona und Influenza, könnte dann zu einer massiven Einschränkung der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung führen“, mahnten beispielsweise die ärztlichen Leiter der in der Stadt Münster ansässigen Krankenhäuser in einer gemeinsamen Stellungnahme Mitte Oktober.

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