Dies waren die Hauptauslöser für Überschuldung

(verpd) In erster Linie wegen Arbeitslosigkeit sind die Bundesbürger im vergangenen Jahr in schwere finanzielle Notlagen geraten. Dahinter folgen die Faktoren „Erkrankung, Sucht, Unfall“ und „unwirtschaftliche Haushaltsführung“. Dies zeigt die Überschuldungsstatistik 2021 des Statistischen Bundesamtes, die auf Angaben der Schuldnerberatungs-Stellen beruht. Die beiden letztgenannten Auslöser haben auf längere Sicht an Anteil gewonnen, während die Arbeitslosigkeit zuletzt an Gewicht verloren hat.

Fast jede dritte Überschuldung in Deutschland war im vergangenen Jahr auf weggebrochenes oder zu geringes Arbeitseinkommen zurückzuführen. Dies geht aus der Überschuldungsstatistik 2021 hervor, die das Statistische Bundesamt (Destatis) jüngst veröffentlicht hat.

Datenbasis sind die Angaben von 593 der deutschlandweit rund 1.430 Schuldnerberatungs-Stellen zu etwa 147.000 hilfesuchenden Personen. Diese wurden auf die Grundgesamtheit aller durch diese Stellen beratenen Bürger hochgerechnet. Insgesamt suchten demnach knapp 575.000 Menschen Hilfe wegen einer Überschuldung, das sind über zwei Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Arbeitslosigkeit ist Hauptproblem bei Überschuldung

Hauptauslöser für Überschuldung war 2021 mit annähernd einem Fünftel (19,9 Prozent) erneut der Faktor „Arbeitslosigkeit“. Zusammengerechnet mit dem an fünfter Stelle liegenden Auslöser „längerfristiges Niedrigeinkommen“, das waren rund zehn Prozent der Fälle, ergibt sich ein Anteil von 29,9 Prozent.

In etwa jede sechste Schuldnerberatung (16,9 Prozent) wurde wegen gesundheitlicher Probleme „Erkrankung, Sucht, Unfall“ nötig. In jedem siebten Fall (14,3 Prozent) ging die finanzielle Notsituation auf eine unwirtschaftliche Haushaltsführung zurück, in knapp jedem achten Fall (12,2 Prozent) auf den Auslöser „Trennung, Scheidung, Tod des Partners“.

In nicht einmal jedem 40. Fall und damit vergleichsweise selten führten Zahlungsverpflichtungen aus einer Bürgschaft, Übernahme oder Mithaftung dazu, dass eine Beratungsstelle aufgesucht wurde. Eine gescheiterte Immobilien-Finanzierung oder eine unzureichende Kredit- oder Bürgschaftsberatung waren nur in jeweils rund jedem 75. Gespräch Hauptauslöser.

Zum Teil deutliche Verschiebungen

Über die Jahre hinweg hat sich die Bedeutung einiger Hauptauslöser deutlich verändert. So führt etwa Arbeitslosigkeit tendenziell immer seltener in die monetäre Bredouille. Hier gab es nach zuvor vier Rückgängen, nämlich von 21,1 Prozent im Jahr 2016 auf 19,7 Prozent in 2020, in 2021 allerdings wieder eine leichte Zunahme auf 19,9 Prozent. Kontinuierlich zugenommen hat hingegen die Bedeutung der Schuldenursache „Erkrankung, Sucht und Unfall“. Der Anteil fällt in 2021 mit 16,9 Prozent um fast dreieinhalb Prozentpunkte höher aus als noch 2015.

Sogar um fast fünf Prozentpunkte häufiger als 2015 ging eine Schuldnerberatung letztes Jahr mit 14,3 Prozent in erster Linie auf eine unwirtschaftliche Haushaltsführung zurück. Hier gab es eine leichte Abnahme. Beim „längerfristigen Niedrigeinkommen“ verlief die Entwicklung genau umgekehrt: Der Anteil hat sich von 3,4 Prozent im Jahr 2015 auf 10,0 Prozent im Jahr 2021 in etwa verdreifacht. Keine deutlichen Schwankungen waren bei den Hauptmotiven „Trennung, Scheidung, Tod des Partners“ sowie „gescheiterte Selbstständigkeit“ zu beobachten.

Wie aus den Destatis-Daten weiter hervorgeht, waren 35,9 Prozent der im vergangenen Jahr beratenen Personen abhängig erwerbstätig und 0,9 Prozent selbstständig tätig. Ein beachtlicher Teil, nämlich 42,4 Prozent waren arbeitslos. Die Arbeitslosenquote insgesamt lag 2021 bei 5,7 Prozent. Das verbleibende gute Fünftel war anderweitig nicht erwerbstätig wie etwa im Rentenbezug.

Hilfe bei finanziellen Problemen

Wer Probleme hat, die anfallenden Lebenshaltungskosten und finanziellen Verpflichtungen zu begleichen, kann sich auf der Webseite der Bundesarbeits-Gemeinschaft Schuldnerberatung e.V. informieren. Neben diversen mehrsprachigen Hintergrund-Informationen finden Interessierte hier einen Onlineberatungsdienst zu seriösen landesweiten Schuldnerberatungs-Stellen.

Weitere Adressen zu anerkannten Beratungsstellen enthält das Destatis-Webportal https://schuldnerberatungsatlas.destatis.de.

Häufig bieten staatliche oder gemeinnützige Stellen eine kostenlose Beratung an. Da es jedoch keine einheitliche Regelung zur Kostenübernahme der Schuldnerberatung gibt, sollte man sich immer vor Beratungsbeginn bei der ausgewählten informieren, inwieweit Kosten anfallen.

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