Die wenigsten Arbeitnehmer wollen noch eine 40-Stunden-Woche

(verpd) Der Wert von Arbeit nimmt ab. Beschäftigte brauchen keine Vollzeitstelle mehr, würden sogar für weniger Einsatz auf Geld verzichten und gerade Jüngere streben eine stärkere Work-Life-Balance an. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Umfrage. Diese Entwicklung kann sich jedoch für den Einzelnen auch negativ auf die gesetzliche Altersabsicherung auswirken.

Die Coronakrise verändert nicht nur die Arbeitswelt radikal, sondern auch die Einstellungen und Wünsche der Beschäftigten. Das belegt eine Berufe-Studie eines Versicherers. Gerade Jüngere ordnen sich vorgegebenen Strukturen am Arbeitsplatz nicht mehr unter. Die Digitalisierung wird mittlerweile von den Mitarbeitern eher geschätzt als gefürchtet.

Die Studie wurde vor Kurzem zum vierten Mal durchgeführt. Für die aktuelle Auswertung befragte die Yougov Deutschland GmbH im Auftrag des Versicherers bundesweit 3.891 Erwerbstätige ab 15 Jahren in den Monaten Juni und Juli 2022.

Die Pandemie verändert die Perspektive auf Arbeit

Die Coronakrise beeinflusst alle Lebensbereiche. Das hatte bereits die Vorgängerstudie belegt, die insbesondere die Einstellung zum mobilen Arbeiten und zum Homeoffice beleuchtet hatte. Hier zeigten sich bereits Ermüdungserscheinungen der Arbeitnehmer: Heimarbeit wurde nicht mehr als Heilsbringer gesehen, der Arbeitsplatz im Büro gewann für viele Beschäftigte wieder an Attraktivität.

In der diesjährigen Auswertung geht es auch um Bindung und Identifikation mit dem Beruf. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die Bedeutung des Arbeitslebens abnimmt. Gerade jungen Beschäftigten ist eine bessere Work-Life-Balance wichtig. War 2020 für 69 Prozent der Berufstätigen unter 25 Jahren „ein Leben ohne Beruf nicht vorstellbar“, sind es jetzt 58 Prozent.

Der Aussage „ich würde so schnell wie möglich mit meinem beruflichen Arbeiten aufhören, wenn ich es finanziell nicht mehr nötig hätte“, stimmen in der aktuellen Befragung 56 Prozent der Teilnehmer zu. 2019 war es nur jeder dritte Beschäftigte. Dazwischen liegen aber knapp drei Jahre Erfahrungen mit der Pandemie.

Die jüngere Generation der Berufstätigen will insbesondere mehr Freiräumen im Beruf, was von traditionellen Arbeitsverhältnissen deutlich abweicht, wie die Studie belegt. Insbesondere die Erfahrungen in der Coronakrise haben diesen Wunsch verstärkt.

76 Prozent finden eine Vier-Tage-Woche prima

Die veränderten Perspektiven der Arbeitnehmer spiegeln sich auch in den Aussagen zur Arbeitszeit und zum Gehalt wider. Eine 40-Stunden-Woche macht die Mehrheit nicht mehr glücklich. Drei Viertel der Beschäftigten würde die Einführung einer Vier-Tage-Woche bei ihrem Arbeitgeber begrüßen (76 Prozent).

Knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) würde von einer Vollzeitstelle gerne in Teilzeit wechseln, wenn das Unternehmen zustimmen würde. In der Industrie sind es sogar 86 Prozent, jeder Vierte würde hier für kürzere Arbeitszeiten sogar auf Lohn verzichten.

Auch der Digitalisierung kommt laut Studie seit der Pandemie ein neuer Stellenwert zu. 60 Prozent bewerten die Möglichkeiten in der neuen, digitalen Arbeitswelt besser als vorher. 41 Prozent meinen, dass mobiles Arbeiten auch bessere Ergebnisse liefert.

Die Folgen einer Teilzeitbeschäftigung bedenken

Übrigens, ein Blick in eine offizielle Arbeitsstatistik belegt, dass sich immer mehr, den Wunsch nach einer Teilzeitbeschäftigung erfüllen. Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ist die Anzahl der Teilzeitbeschäftigten in Deutschland von 3,93 Millionen in 1990 auf rund 11,35 Millionen in 2021 angewachsen. Sie hat sich damit fast verdreifacht.

Von allen 37,84 Millionen Einwohnern, die letztes Jahr einer abhängigen Beschäftigung nachgingen, arbeiteten knapp 30 Prozent somit nicht mehr in Vollzeit. Zum Vergleich: 1990 arbeiteten von den Arbeitnehmern nur 15 Prozent in Teilzeit.

Wer eine Teilzeitbeschäftigung anstrebt, sollte bedenken, dass ein niedrigerer Verdienst, der in der Regel durch die Reduzierung der Arbeitszeit entsteht, auch eine geringere gesetzliche Altersrente bedeutet. Daher ist es nicht nur wichtig, rechtzeitig für das Alter vorzusorgen, beispielsweise mit einer privaten Altersvorsorge. Diese sollte man auch während einer Teilzeitbeschäftigung weiterführen.

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