(verpd) Eine Auswertung der Daten von einigen Versicherern, bei denen Bürger private Berufsunfähigkeits-Versicherungen abgeschlossen haben, belegen, dass psychische Erkrankungen am häufigsten der Grund für eine eintretende Berufsunfähigkeit ist. Doch auch bestimmte andere Leiden führen häufiger als andere dazu, dass Erwerbstätige dauerhaft nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr in ihrem bisher ausgeübten Job tätig sein können.
Seit dem Jahr 2001 gibt es von der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) keine gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente mehr für alle, die nach dem 1. Januar 1961 geboren sind. Betroffene Arbeitnehmer, die aufgrund eines Leidens zwar noch irgendeinen Job verrichten könnten, aber nicht mehr ihren bisherigen beziehungsweise erlernten Beruf, haben somit keinen Anspruch auf eine entsprechende gesetzliche Rente.
Nur wer komplett erwerbsunfähig ist oder maximal bis zu sechs Stunden täglich irgendeiner Erwerbstätigkeit nachgehen kann, hat einen Anspruch auf eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente der GRV, sofern die versicherungs-rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Letzteres ist häufig bei Berufsanfängern und Selbstständigen sowie bei Studenten, Kindern sowie Nichterwerbstätigen nicht der Fall.
Diese fehlende oder unzureichende gesetzliche Absicherungslücke bei einer Berufsunfähigkeit lässt sich jedoch mit einer privaten Erwerbs- oder auch Berufsunfähigkeits-Versicherung schließen. Seit einigen Jahren wertet das Analyseunternehmen Franke und Bornberg GmbH (FuB) regelmäßig Fälle aus, bei denen Versicherte von ihrer bestehenden privaten Berufsunfähigkeits-Versicherung die vereinbarten Leistungen aufgrund einer eingetretenen Berufsunfähigkeit erhalten haben.
An der aktuellen Studie teilgenommen haben mehrere Versicherer, bei denen insgesamt rund 7,75 Millionen Berufsunfähigkeits-Policen bestehen. In rund 159.200 Fällen erbrachten die Versicherer aufgrund einer bestehenden Berufsunfähigkeit die vereinbarten Leistungen. Die Zahl der im ausgewerteten Berichtsjahr 2022 neu gemeldeten Versicherungsfälle wird mit rund 36.350 angegeben.
Laut der Datenanalyse wird eine Berufsunfähigkeit am häufigsten durch psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen ausgelöst (gut 28 Prozent Anteil). An zweiter Stelle liegen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems mit einem knappen Viertel (22,8 Prozent).
Position drei belegen bösartige Neubildungen beziehungsweise Krebserkrankungen, die für annähernd jede fünfte Anerkennung (19,5 Prozent) des Leistungsfalls stehen. Dahinter folgen Krankheiten des Kreislauf- beziehungsweise des Nervensystems mit 6,1 Prozent beziehungsweise 4,9 Prozent. Unfälle stecken hinter mehr als jedem 30. Berufsunfähigkeitsfall (3,4 Prozent). Sonstige Ursachen machen das verbleibende Siebtel (14,9 Prozent) aus.
Wie das Analysehaus weiter mitteilte, sind bei den Ursachen teils gravierende Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu beobachten. So geht bei den Männern etwa nur leicht mehr als ein Viertel (26,1 Prozent) der anerkannten Leistungsfälle auf Erkrankungen der Psyche und Verhaltensstörungen zurück. Bei den Frauen liegt der Anteil bei etwas mehr als einem Drittel (33,6 Prozent).
Die Analysten weisen darauf hin, dass dieser Wert allerdings verglichen mit den Ursachen für die gesetzliche Erwerbsminderungsrente niedrig sei. „Dort waren psychische Krankheiten sogar für 48,5 Prozent aller Anerkennungen des Jahres 2022 verantwortlich“, wird hervorgehoben.
Was die bösartigen Neubildungen betrifft, so machen diese bei den Frauen etwas über ein Viertel (25,1 Prozent) aus, bei den Männern aber nicht einmal ein Sechstel (15,7 Prozent). Erkrankungen des Muskel-Skelettsystems und des Bindegewebes sind hingegen mit 24,9 Prozent beziehungsweise 14,7 Prozent deutlich häufiger bei den Männern die Ursache einer Berufsunfähigkeit als bei den Frauen. Hier lag der Anteil bei 18,8 Prozent und 11,6 Prozent.
Zudem führen Unfälle bei den Männern fast doppelt so häufig, nämlich in 4,8 Prozent der Fälle, zu einer anerkannten Berufsunfähigkeit. Bei den Frauen lag der Anteil nämlich bei 2,8 Prozent. Bei den Erkrankungen des Kreislaufsystems war der Anteil bei den Männern mit 8,1 Prozent fast drei Mal so häufig als bei den Frauen (2,8 Prozent).