Die meisten gehen nicht wegen jeder Kleinigkeit vor Gericht

(verpd) Juristische Auseinandersetzungen vor Gericht dauern den Bürgern im Schnitt zu lange. Der durchschnittliche Streitwert, ab dem Bürger einen Prozess anstreben, ist im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Die Mehrheit sieht in alternativen Schlichtungsverfahren einen guten Weg zur Lösung von Konflikten. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Umfrage eines Versicherers.

Die Konfliktbereitschaft der Einwohner in Deutschland hängt davon ab, ob die Betroffenen eine Rechtsschutz-Versicherung haben und um wie viel Geld es in dem Verfahren geht. Das geht aus einer Umfrage eines Rechtsschutz-Versicherers hervor.

Bereits im zwölften Jahr in Folge hat die Institut für Demoskopie Allensbach GmbH für die Studie dieses Versicherers eine Umfrage durchgeführt. Über 1.069 Bürger ab 16 Jahren wurden im vergangenen Dezember zu ihrer Meinung zum deutschen Rechtssystem und zu ihrer Absicherung in Rechtsangelegenheiten befragt.

Verfahren würden zu viel Zeit kosten

75 Prozent der Befragten sind, so ein Umfrageergebnis, der Meinung, dass die Gerichte hierzulande überlastet sind. Daraus leitet die Mehrheit, nämlich acht von zehn Befragten ab, dass viele Verfahren zu viel Zeit kosten würden. Ein Manko sehen sie auch bei der Chancengleichheit. Laut der Studie meinen 59 Prozent der Bürger, dass ihre Erfolgsaussichten mit einem renommierten Rechtsbeistand vor Gericht steigen würden.

Als Beklagter, Kläger oder Zeuge nahmen 24 Prozent der Befragten an einem Prozess teil. Überdurchschnittlich hoch sei der Anteil bei Verbrauchern mit einer Rechtsschutz-Versicherung (27 Prozent) und bei Personen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren (59 Prozent).

Streitwert hat sich fast verdoppelt

Eine weitere Umfrageerkenntnis: Der Streitwert, ab dem die Deutschen den Gang vor Gericht antreten, hat sich erhöht. Personen mit einer Rechtsschutzpolice würden sich ab einem Betrag von 3.567 Euro auf einen Prozess einlassen, Verbraucher ohne entsprechende Absicherung erst ab einem Wert von 3.998 Euro.

Zum Vergleich: 2020 lag der bezifferte Streitwert im Schnitt noch bei 1.840 Euro. Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 eines anderen Versicherers dauerte fast die Hälfte aller Streitfälle zwölf Monate und länger. Und bei jedem zehnten Streit lag der Streitwert bei mehr als 10.000 Euro.

Mediation wird als gangbare Alternative gesehen

Viele Rechtsschutz-Policen übernehmen je nach Vereinbarung übrigens nicht nur die Anwalts- und Gerichtskosten, sondern auch die Kosten für ein Mediationsverfahren. Dieses außergerichtliche Streitbelegungs-Verfahren ist insbesondere sinnvoll, wenn die Streitparteien auch künftig aufeinandertreffen, wie beispielsweise bei Konflikten mit Nachbarn, Verwandten, dem Vermieter oder dem Arbeitgeber. Während es vor Gericht nämlich meist nur Gewinner und Verlierer gibt, wird bei der Mediation eine für alle Seiten annehmbare Konfliktlösung gesucht.

Die Akzeptanz alternativer Wege zur Konfliktbeilegung hat laut aktueller Befragung zugenommen. 56 Prozent der Befragten sehen in einer Mediation oder Schlichtung Vorteile „Dieser Anteil ist in den vergangenen Jahren um sechs Prozentpunkte gestiegen“, so die Autoren der Studie.

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