Deutschland „hat Rücken“

(verpd) Eine repräsentative Umfrage verdeutlicht, dass Rückenschmerzen hierzulande ein Volksleiden sind. Seit Corona, so ein weiteres Ergebnis, sind die Beschwerden sogar häufiger geworden. Betroffene nennen diverse Ursachen für ihr Leiden. Allerdings kann man abgesehen von der Einnahme von Medikamenten einiges tun, um Rückenbeschwerden zu verhindern oder zu lindern, wissen Experten. Besonders nützlich kann dabei auch eine neue Trendsportart sein, nämlich Stand-up-Paddling, wie ein Gesundheitsexperte erklärt.

Laut einer Umfrage im August letzten Jahres der Marktforscher von Yougov GmbH hatten rund 81 Prozent der Befragten in den vorangegangenen Monaten mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Die Studie erfolgte im Auftrag eines Krankenversicherers. Befragt wurden dabei knapp 2.160 Erwachsene in Deutschland.

Gut jeder zehnte Betroffene berichtete sogar von häufigeren Beschwerden seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

Von mangelnder Bewegung bis zur schlechten Matratze

Laut Umfrageergebnis korreliert die Häufigkeit von Rückenschmerzen unter anderem mit dem Wohnort. So gaben Personen aus Bayern, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern seltener an, dass sie unter Rückenschmerzen leiden. Umgekehrt sind die Einwohner von Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen besonders von diesem Volksleiden betroffen. Unterschiede gab es auch zwischen den Geschlechtern: 38 Prozent der Frauen und 23 Prozent der Männer gaben an, dass sie häufig Rückenschmerzen haben.

Eine weitere Frage zielte auf die Ursachen der Beschwerden ab. 39 Prozent gaben in dieser Selbsteinschätzung an, dass mangelnde Bewegung schuld sei, für 35 Prozent ist es eine schlechte Matratze oder Lattenrost und 34 Prozent sehen im Schreibtisch und Bürostuhl den Auslöser.

Laut Gesundheitsexperten können zudem auch eine falsche Haltung zum Beispiel beim Tragen oder Heben von schweren Lasten bis hin zu Krankheiten, aber auch Stress und sonstige psychische Probleme der Grund für Rückenschmerzen sein.

Geeignete Übungen

Um die Schmerzen zu lindern, setzt knapp ein Viertel der Befragten auf Medikamente. Arzneimittel können nach Angaben der gesetzlichen Krankenkasse Barmer mögliche Ursachen der Beschwerden im Rücken jedoch nicht beseitigen. „Sie lindern nur vorübergehend die Symptome.“ Daher ist es auf längere Sicht wichtig, die Gründe für die Rückenprobleme zu finden. Nach Angaben von Gesundheitsspezialisten sind zudem Bewegung und geeignete Übungen ein wirksames Mittel gegen Rückenschmerzen.

Wie solche Übungen aussehen können, wissen beispielsweise auch die Experten der Aktion Gesunder Rücken e.V. (AGR), eines Vereins, der sich die Förderung der Forschung über die Vermeidung von Rückenschmerzen und die Verbreitung der Erkenntnisse aus diesen Forschungsbestrebungen auf die Fahne geschrieben hat. Es sind vor allem fünf Ausgleichsübungen – Supermann, Katze/Kuh, Knie anziehen, Hip-Extension und die Seitbeuge –, die sie empfehlen. Für diese Übungen ist kein zusätzliches Equipment notwendig.

Zudem gibt es im Webauftritt der AGR eine Zusammenstellung von zahlreichen weiteren Rückenübungen, die sich ohne viel Aufwand in den Alltag integrieren lassen. Das fängt bei einfachen Dehnübungen an, geht weiter über Übungen, die mit zusätzlichem Equipment ausgeführt werden, und hört bei Übungen auf, die man auf dem Bürostuhl in kleinen Arbeitspausen durchführen kann. Tipp: Die Anleitungen lassen sich auch herunterladen und ausdrucken.

Französische Ärzte verschreiben Stand-up-Paddling

Muskeln und Bewegung sind eine gute Medizin, nicht nur um Rückenschmerzen vorzubeugen, sondern auch um diese zu behandeln. Deshalb bezahlen viele gesetzliche Krankenkassen und private Krankenversicherungen hierzulande auch für Fitnessstudios und Rückenschulen. In Frankreich geht man sogar noch einen Schritt weiter: Hier verschreiben Ärzte die angesagte Trendsportart Stand-up-Paddling (SUP) gegen Rückenschmerzen.

Beim Stand-up-Paddling gleitet man auf einer surfbrettähnlichen Unterlage auf Seen, Flüssen und im Meer über das Wasser. Diese Kombination aus sanftem Muskel- und Balancetraining wirkt sich positiv auf die Rückengesundheit aus. Der Wirbelsäulenexperte Dr. Reinhard Schneiderhan vom Medizinischen Versorgungszentrum in München-Taufkirchen bestätigt: „Der kurz SUPen genannte Trendsport ist die ideale Bewegungsform, um die 150 Muskeln rund um den Rücken zu stärken.“

Durch die Kombination aus Muskel- und Balancetraining wird die Tiefenmuskulatur trainiert. Diese besteht aus kurzen Muskeln, die gerade, schräg oder diagonal von Wirbelkörper zu Wirbelkörper ziehen. „Genau diese Muskeln sind hauptverantwortlich für einen gesunden Rücken“, so Dr. Schneiderhan und betont: „Allerdings lassen sie sich mit einem herkömmlichen Krafttraining nicht trainieren. Was sie aber mögen, sind Vibrationen, kleine Drehbewegungen und Koordinationsübungen – und genau das bekommen sie beim SUPen.“

Ergänzende Tipps zur Vorbeugung und Linderung

Das Webportal der AGR enthält neben den bereits angesprochenen Übungen auch Informationen zu den Ursachen von Rückenproblemen und eine Zusammenstellung von rückenfreundlichen Produkten wie Schuhen, Stühlen und Kindersitzen mit dem AGR-Gütesiegel.

Weitere Tipps, wie man Rückenschmerzen vermeiden oder lindern kann, enthält das Webportal der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege.

Hilfreiche Ratschläge findet man zudem in den downloadbaren Broschüren „Auf und nieder – immer wieder! Mehr Gesundheit im Büro durch Sitz-Steh-Dynamik“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und „Der Rücken – in Balance bleiben“ der Techniker Krankenkasse. Grundlegende Informationen zum Thema enthält auch das Heft „Nummer 53 Rückenschmerzen“ des Robert-Koch-Instituts.

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