Deutlicher Anstieg bei den Taschendiebstahl-Delikten

(verpd) Mit einem Plus von über 35 Prozent war der Anstieg der polizeilich registrierten Taschendiebstähle noch nie so hoch wie letztes Jahr. Experten erklären, mit welchen Maßnahmen Bürger ihr Risiko vermindern können, Opfer eines Langfingers zu werden.

Nach der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik 2022 (PKS 2022) des Bundeskriminalamts wurden 2022 hierzulande über 98.500 Taschendiebstähle bei der Polizei angezeigt. Das sind über 35 Prozent mehr als im Jahr zuvor, was den bisher höchsten Anstieg seit der Erfassung dieser Delikte in der PKS vor mehr als 35 Jahren entspricht. Zudem ist die Gesamtzahl höher als 2019, dem Jahr vor der Pandemie.

Nur sechs Prozent der Taschendiebstähle konnten aufgeklärt werden. Ein Grund dafür ist, dass viele Opfer die Tat nicht sofort bemerken. Zudem sind Taschendiebe häufig professionelle, international agierende Täter, die grenzüberschreitend in ganz Europa tätig sind.

Insgesamt richteten die Taschendiebe letztes Jahr einen Schaden in Höhe von über 32 Millionen Euro an. Dabei ist die Dunkelziffer sicherlich noch weitaus höher.

Langfinger bevorzugen Menschenmengen

Wer die Vorlieben und Methoden der Langfinger kennt, kann sich besser vor ihnen schützen. Generell haben es die Gauner im Gedränge leichter, unbemerkt an Geldbörsen, Handys und Schmuck zu kommen.

Nach Angaben der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes nutzen die Diebe daher insbesondere unübersichtliche Situationen wie Menschenansammlungen bei Veranstaltungen, in Geschäften und in öffentlichen Verkehrsmitteln für ihre Taten.

Laut Polizei arbeiten die Langfinger „oft in kleinen Teams zusammen: einer lenkt das Opfer ab, der Nächste greift in die Tasche und ein Dritter verschwindet mit der Beute. Im Gedränge sind die Diebe dann schnell in der Menschenmenge untergetaucht“.

Die Taschendiebe sind in öffentlichen Nahverkehrsmitteln vermehrt in der abendlichen Rushhour sowie bei Bahnhöfen, in Fernzügen und in Flughäfen zur Urlaubs- oder Hauptreisezeit aktiv. In Geschäften und Einkaufszentren ist das Diebstahlrisiko vor allem in den Stunden vor dem Ladenschluss sowie während Aktionstage wie dem Winter- und Sommerschlussverkauf hoch.

Präventive Maßnahmen

Die Polizei rät den Besuchern auf großen Veranstaltungen, aber auch in viel frequentierten öffentlichen Verkehrsmitteln, Kaufhäusern und Einkaufszentren, grundsätzlich möglichst wenige Wertgegenstände wie Schmuck mitzunehmen. Zudem sollte nur so viel Bargeld und Zahlungskarten mitgeführt werden, wie nötig.

Geld, Kredit- und Zahlungskarten und Handys sind möglichst getrennt sowie dicht am Körper und immer in verschiedenen verschlossenen Innentaschen der Kleidung wie in einem Brustbeutel, in einer Gürteltasche oder in einer am Gürtel angekettete Geldbörse zu tragen. Wichtig ist, dass die Taschen dabei mit der Verschlussseite zum Körper zeigen.

Hand- und Umhängetaschen sollten immer verschlossen auf der Körpervorderseite getragen oder unter den Arm geklemmt werden. Auch mitgeführte Rucksäcke sollten stets geschlossen sein. Besonders leicht macht man es den Dieben, wenn man Geldbörsen oder Handys für jeden sichtbar in die Einkaufstasche, den Einkaufskorb oder Einkaufswagen legt.

Leichtsinnig ist es zudem, die Handtasche im Restaurant, im Kaufhaus oder im Laden, beispielsweise während der Kleideranprobe, nur an eine Stuhllehne zu hängen oder sie irgendwo unbeaufsichtigt abzustellen.

Häufige Ganoventricks

Zudem sollte man darauf achten, dass man nicht auf die diversen Tricks und Ablenkungsmanöver von Dieben reinfällt. Im Webauftritt der Polizei werden verschiedene Varianten der Langfinger beschrieben.

Beim Rempel-Trick wird beispielsweise das Opfer von den Dieben im Gedränge angerempelt oder beim Einsteigen in ein öffentliches Verkehrsmittel stolpert der Dieb vermeintlich, bückt sich oder bleibt plötzlich stehen. Während das Opfer mit ihm zusammenstößt oder abgelenkt ist, beklaut ihn der Komplize des Diebes.

Bei der „Falschen Touristen-Variante“ fragen die Gauner ihr Opfer nach dem Weg und halten einen Stadtplan hin. Während das Opfer die Karte in die Hand nimmt und versucht, den Weg aufzuzeigen, stehlen die Diebe Smartphone und Geldbörse aus der Jacken- oder Handtasche. Auch im Supermarkt arbeiten Diebe mit Tricks. Sie fragen das Opfer beispielsweise nach einer bestimmten Ware. Während der Hilfsbereite danach sucht, räumen die Diebe seine Tasche am Einkaufswagen aus.

Immer wieder kommt es auch auf Parkplätzen zum Handtaschendiebstahl. Diebe machen dabei insbesondere Autofahrerinnen darauf aufmerksam, dass an ihrem Wagen beispielsweise Öl ausläuft oder ein Reifen einen Schaden hat. Während die Ahnungslose aussteigt, um nachzusehen, greift sich ein anderer die im Autoinnern liegen gelassene Handtasche und läuft davon.

Kostenlose Ratgeber

Weitere Tricks der Diebe sind online auf der Webseite der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes beschrieben. Auf dem Webportal sind zudem zusätzliche Ratschläge zur eigenen Sicherheit zum Thema Taschen- und Trickdiebstahl zu finden.

Außerdem stehen hier diverse kostenlos herunterladbare Broschüren der Polizei mit entsprechenden Präventionsmaßnahmen gegen Diebe, wie der Ratgeber „Langfinger machen niemals Urlaub“ und „Schlauer gegen Klauer!“ zur Verfügung.

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