(verpd) Gestiegene Lebenshaltungskosten, Steuererhöhungen, schleppende Wirtschaft – was dem Verbraucher in Deutschland auf den Geldbeutel geht, macht ihm am meisten Angst. Zu diesem Ergebnis kam die jährliche Umfrage. Die ins Auge springenden Sorgen wie Klimakrise und Krieg rangieren mit Abstand dahinter.
Laut einer aktuellen Studie, die sich mit den Sorgen der Bevölkerung im Auftrag eines Versicherers befasst und die seit 1992 jährlich erstellt wird, fürchten sich die Bürger hierzulande am meisten vor finanziellen Problemen. Diese belegen in verschiedenster Ausprägung die Top Fünf des Sorgenrankings der Einwohner.
Für die aktuelle Untersuchung wurden von Juni bis einschließlich August dieses Jahres rund 2.400 Frauen und Männer ab 14 Jahren in ganz Deutschland in persönlichen Interviews befragt, wie bedrohlich für sie jede einzelne der für die Studie vorgegebenen 22 Thesen ist.
Die durch die Befragung ermittelten Prozentangaben sind der prozentuale Anteil aller Befragten, welche mit fünf, sechs oder sieben geantwortet und damit eine (sehr) große Angst für die betreffende These bekundet haben.
Den zweifelhaften Titel des Erstplatzierten mit 67 Prozent sicherte sich in diesem Jahr die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten. Kein anderes Thema erreicht einen so hohen Sorgenwert. Mit 58 Prozent folgt dahinter die Angst um bezahlbaren Wohnraum – in diesem Jahr erstmalig in der Analyse enthalten.
Mit 57 Prozent auf dem dritten Rang beim Sorgenranking liegt die Angst vor einer schlechteren Wirtschaftslage. Furcht vor der eigenen Arbeitslosigkeit hat dagegen kaum jemand; sie rangiert auf dem vorletzten Platz, Nummer 21.
Auch Steuererhöhungen beziehungsweise Leistungskürzungen als Konsequenz der Corona-Pandemie (vierter Platz) und die Furcht vor Kosten für Steuerzahler durch EU-Schuldenkrisen (fünfter Rang) stehen mit 52 beziehungsweise 51 noch in den Top Fünf. Damit liegen die Ergebnisse dicht an denen des vergangenen Jahres. Auch damals waren die größten Sorgen finanzieller Natur.
Professor Dr. Manfred G. Schmidt vom Institut für Politische Wissenschaft der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg erklärte diese Ängste bei der Präsentation der Studienergebnisse mit dem guten Gedächtnis der Bürger bezüglich früherer EU-Finanzkrisen. Der Bürger wisse, dass Deutschland im Fall des Falles die Kastanien aus dem Feuern holen müsse – mit Belastungen für die Steuerzahler. Der Politologe Schmidt begleitet die Studie seit Jahren.
Die Sorge vor Naturkatastrophen und Wetterextremen hat es trotz der Eindrücke der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr und des diesjährigen Dürresommers nicht unter die fünf größten Angstmacher geschafft. Mit 49 Prozent verfehlte sie den Einzug knapp.
Dennoch ist die Angst vor Naturkatastrophen im Vergleich zum vergangenen Jahr – damals Platz acht mit 41 Prozent – stark gestiegen. Das gleiche gilt für die Furcht vor dem Klimawandel – aktuell Platz acht mit 46 Prozent, 2021 lag diese Sorge mit 40 Prozent noch auf dem elften Rang.
Im Jahr 2022 ebenfalls als neue These im Fragekatalog enthalten, ist die Angst vor dem weltweiten Zuwachs autoritärer Herrscher und deren Macht. Sie erreichte 47 Prozent bei der Umfrage und ist damit für die meisten noch nicht extrem besorgniserregend. Diese Furcht rangiert auf Platz sieben. Allerdings ist sie gerade bei den jüngeren Befragten, den 14- bis 19-Jährigen, mit 51 Prozent die Top-Angst, noch vor dem Klimawandel und unbezahlbarem Wohnraum.
Generell fürchten die Menschen sich vor dem Wegfall von Demokratie und ihrer Werte, so Schmidt. Putin sei dabei ein wesentlicher Faktor. Russland habe gezeigt, dass es sich nicht an die Spielregeln der Welt halte – wovon bis dato alle ausgegangen waren. Das sei für die Bundesbürger ein „zertrümmertes Weltbild“, erklärte der Politologe.
Weder die Angst vor einer schweren Erkrankung noch vor einer Corona-Infektion besorgt die Befragten stark genug, um über den Platz 19 im Ranking zu kommen. Auch ein Krieg mit deutscher Beteiligung steht mit 42 Prozent auf Platz zwölf der Sorgen.
Zur verbreiteten Einschätzung, dass der Frieden hierzulande nicht sonderlich gefährdet ist, trage laut Schmidt maßgeblich die Haltung der Bundesregierung bei. Dass eher defensive Waffen geliefert werden und das nur zögerlich, vermittele den Bürgern ein Gefühl von nicht unmittelbarer Kriegsgefahr.
Die Rangfolge aller 22 abgefragten Punkte aus der R+V-Untersuchung gestaltet sich wie folgt (nach den Angaben zur Wichtigkeit absteigend geordnet):
Insgesamt sind die Ängste der Deutschen in diesem Jahr im Langzeitbereich wieder gestiegen. Lag der Durchschnitt 2021 noch bei 36 Prozent – dem bisher niedrigsten Wert–, kletterte er unter den aktuellen Entwicklungen auf 42 Prozent.
Den höchsten Wert mit 52 Prozent gab es in den Jahren 2003 – damals geprägt vom Irakkrieg und von hoher Arbeitslosigkeit – und 2016, hier gab es ein hohes Sorgenpotenzial wegen Terror, Extremismus und dem vermehrten Zustrom an Geflüchteten.
Weder Krieg noch Corona, weder Atomkraft noch Terrorismus, weder Klimawandel noch Straftaten können also die Sorge der Deutschen vor finanziellen Engpässen und Steuererhöhungen toppen. Wieso? Der Politik-Professor beantwortet es damit, dass die Menschen im Land die Stagnation der Wirtschaft und die Folgen der Inflation unmittelbar spüren.
„Die Schulden durch Corona stehen im Haus und müssen getilgt werden“, so Schmidt. Und: „Der Druck auf die Finanzpolitik wird stärker.“ Dadurch werde auch die Frage nach einer nötigen Steuererhöhung gestellt. Dabei ist eine gute finanzielle Aufstellung für mehr als die Hälfte der Deutschen ein wichtiger Teil des eigenen Freiheitgefühls.
„2022 zeigt die Studie, dass die Mehrheit der Befragten materialistisch denkt und handelt. Geld spielt die zentrale Rolle“, sagt Schmidt. Das zeige sich darin, dass die fünf größten Sorgen in diesen Bereichen fallen. „Klima und Umwelt, sogenannte grüne Themen, spielen die zweite Geige in diesem Konzert der Befragung.“
Für vieles, vor dem sich der Einzelne fürchtet, gibt es Absicherungslösungen. Auch wenn es keine Garantie dafür gibt, dass man beispielsweise nicht von einer Naturkatastrophe betroffen wird oder nicht selbst schwer erkrankt beziehungsweise zum Pflegefall wird, kann man mit privaten Versicherungslösungen zumindest die finanziellen Folgen abfedern.
Auch für die finanzielle Absicherung im Alter bietet die Versicherungsbranche eine Vielzahl von Produkten an. Mithilfe eines Experten lassen sich schnell die individuell passenden Vorsorgemöglichkeiten finden.